HERBERT KLINGST
Ausstellung vom 5. Dezember 2018 bis zum 31. Juli 2019
18. Oktober 1913
Geboren in Freiberg/Sachsen
1920 – 1933
Besuch der Volksschule in Freiberg und weiterführender Schulen in Thüringen und auf
Spiekeroog
1933 – 1939
Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Geographie an den Kunstakademien und
Universitäten in Leipzig und Dresden
1939 – 1944
Kriegsdienst
1944 – 1948
Britische Kriegsgefangenschaft
September 1948
Heirat mit Irmgard Klieneberger, Geburt der vier Kinder in den 1950er Jahren
1948 – 1951
Referendariat und Lehramtstätigkeit in Hannover
1951 – 1976
Lehramtstätigkeit am Gymnasium Adolfinum in Bückeburg
Bis 1984
lebte Herbert Klingst in Bückeburg. Er engagierte sich in dieser Zeit unter anderem beim
Bund deutscher Kunsterzieher, war Vorsitzender des Vereins „Schaumburger Künstler“ und
war Vorsitzender im Kulturausschuss des Rates der Stadt Bückeburg.
1984 – 1998
Alterswohnsitz im südfranzösischen Ort Les Angles bei Avignon
29. Dezember 1998
Gestorben in Avignon/Provence
Ausgewählte Werke
Herbert Klingst, Burg Sternberg (Weserbergland), um 1956
Während seiner Bückeburger Zeit (1951-1984) war Herbert Klingst nicht nur durch seine Unterrichtsverpflichtungen und
ehrenamtlichen Tätigkeiten in Anspruch genommen. Schon seit den 1950er Jahren war er auch an der Volkshochschule in
Bückeburg tätig, wo er zahlreiche kunstgeschichtliche Vorträge hielt sowie Zeichen- und Malkurse gab. Muße und Zeit für eigenes
künstlerisches Schaffen beschränkten sich daher überwiegend auf die Schulferien.
Als Motive für seine Bilder wählte Klingst in dieser Zeit nicht nur ihn reizende Reiseeindrücke, sondern auch verschiedenste
Ansichten und Gebäude in Bückeburg selbst sowie in dessen engerer und weiterer Umgebung. Das begann bei Motiven direkt
vor der Haustür der jeweiligen Wohnungen der Familie Klingst in der Schulstraße (1951-1953), im Straußweg (1953-1955), an der
Marienstraße (1955-1967) und an den Fischteichen (1967-1984).
Ein Beispiel hierfür ist die ausgestellte „Villa im Schnee“ in der Marienstraße 21, die Klingst 1956 aus der eigenen Wohnung im
gegenüberliegenden und später abgerissenen Haus Marienstraße 3 zeichnete. In zwei weiteren ausgestellten Werken aus den
1960er Jahren ist der Blick aus dem Zeichensaal des alten Adolfinums in der Ulmenallee in Richtung der Stadtkirche festgehalten.
An den ausgestellten Beispielen Bückeburger Motive von den 1950er Jahren bis in die frühen 1980er Jahre lässt sich deutlich die
stilistische Entwicklung Klingsts vom eher expressiven zu einem ruhigeren und detaillierteren Strich nachvollziehen, die ihre volle
Ausprägung im französischen Spätwerk erfahren hat.
Ein Leben als Lehrer und Künstler
Ein Großteil der Werke von Herbert Klingst ist auf Reisen entstanden. So nahm er unter anderem im Sommer 1937 als Student an
einer geographischen Exkursion nach Ostpreußen teil. Im Anschluss an diese Exkursion reiste er dort noch für einige Zeit allein
durchs Land, wobei zahlreiche Bilder entstanden. Von dieser Reise stammen einige der frühesten Werke dieser Ausstellung,
unter anderem das Aquarell „Abziehendes Gewitter am Frischen Haff“ und das Pastellbild „Haus am Frischen Haff“.
Schon in Klingsts Frühwerk sind Natur- und Ortslandschaften seine bevorzugten Motive; eine Vorliebe, die er bis in sein Spätwerk
beibehalten hat. Das gilt somit auch für die mittlere Phase seiner stilistischen Entwicklung, die hier durch einige typische
Aquarelle aus den 1950er Jahren repräsentiert wird. Diese Phase ist durch einen vergleichsweise heftiger-expressiven und stärker
stilisierenden Duktus gekennzeichnet. Herbert Klingst war allen aktuellen Kunstentwicklungen gegenüber sehr aufgeschlossen,
was sich zum Beispiel am Besuch aller Documenta-Ausstellungen zeigte, zu denen er zum Teil auch Schulklassen mitnahm.
Er selbst blieb allerdings in seiner künstlerischen Arbeit immer der konkreten Auseinandersetzung mit der realen natürlichen und
menschengemachten Umwelt verpflichtet und insofern ein „Realist“. Dies zeigen auch alle seine Werke, die seit den 1950er
Jahren bei seinen zahlreichen Reisen in die verschiedensten Gegenden Deutschlands (Harz, Erzgebirge, Norddeutschland, Ostsee,
Oberbayern) und in viele europäische Länder (England, Dänemark, Holland, Spanien, Italien) entstanden sind.
Ausstellung „Herbert Klingst“
5. Dezember 2018 bis 31. Juli 2019 im Museum Bückeburg
Leitung: Dr. Anke Twachtmann-Schlichter
Idee und Recherche: Dr. Dieter Hanauske
Text: Dr. Dieter Hanauske
Bilder: Sammlung Hanauske
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Dr. Dieter Hanauske für
die Bereitstellung der ausgestellten Bilder aus seiner Privatsammlung.
Gestaltung: Nadine Werel, Manfred Würffel
Bildbearbeitung und Animation: Wolfgang Prägler
Museum Bückeburg
Lange Straße 22
31675 Bückeburg
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag
13.00 bis 17.00 Uhr
Telefon: 05722 / 4868
Fax: 05722 / 8906842
info@museum-bueckeburg.de
IMPRESSUM & DATENSCHUTZ
Herbert Klingst, Rhôneblick im Herbst (Les Angles), 1984
Herbert Klingst, Park in Bückeburg (Palaisgarten), um 1955/56
„Seit jeher konnte ich nur selten sofort von der Stelle weg loszeichnen und bedurfte einer Anlaufzeit und animierender Umstände zur
Konzentration.“ So charakterisierte Klingst die notwendigen Bedingungen für seine künstlerische Arbeit. Diese Bedingungen fand er an
seinem Alterswohnsitz in der Provence vor. Im Jahr 1979 kauften Herbert und Irmgard Klingst ein altes Haus im Dorfkern von Les Angles,
in das sie 1984 umzogen.
In diesem Dorf, in der Nachbarstadt Avignon und in der provenzalischen Umgebung entstanden bis zum Tod des Künstlers im Jahr 1998
etwa 140 Werke: Aquarelle, Pastelle, Ölbilder und zahlreiche Bleistiftzeichnungen. Er selbst hat geschrieben, dass er dort „auf Schritt und
Tritt mich ansprechende Motive“ finde.
Vor allem die altmeisterlich anmutenden Bleistiftzeichnungen zeugen von einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung mit den
ausgewählten Motiven. Im Zentrum steht dabei das Dorf Les Angles selbst, das er als Gebäude-Ensemble oder in einzelnen Ausschnitten
immer wieder und aus den verschiedensten Blickwinkeln gezeichnet hat. In der Ausstellung ist sowohl eine Zeichnung des Dorfbildes zu
sehen als auch ein Beispiel für die zeichnerische Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Nachbarschaft in dem Bild, Akazienschatten
an unserer Balkonwand“. In den farbigen Arbeiten des Spätwerks scheint das Licht der Provence die Palette aufgehellt zu haben, wie
unter anderem das Ölbild vom Papstpalast in Avignon aus dem Jahr 1992 deutlich macht.